1. Sie sind seit vielen Jahren in unterschiedlichen Rollen in der DGP aktiv, darunter als Beisitzer im Vorstand, als Tagungspräsident und auch schon als stellvertretender DGP-Vorsitzender. Welche Ziele verbinden Sie jetzt mit Ihrer Amtszeit als Vorsitzender?
CR: Zunächst werden wir natürlich das Bestehende und Bewährte fortsetzen. Hierzu zählen die Nachwuchsförderung, die Aktivitäten in der Molekularpathologie und die Interaktion mit zahlreichen nationalen und internationalen Fachgesellschaften. Daneben stehen ein paar wichtige Aufgaben vor uns. Akademisch wird uns der Einzug der künstlichen Intelligenz in Forschung und Diagnostik beschäftigen, auf den wir uns vorbereiten und den wir begleiten müssen. Berufspolitisch wird uns das eigene Kapitel der Pathologie in der Richtlinie der Bundesärztekammer (RiliBÄK) beschäftigen. Innerhalb unserer Fachgesellschaft ist es mir ein Anliegen, die Vernetzung und Interaktion mit den Arbeitsgemeinschaften der DGP, die letztlich die Herzkammern unserer Gesellschaft sind, voranzutreiben.
2. Vielen Fachgesellschaften fehlt inzwischen der Nachwuchs, und man hört, junge Wissenschaftler*innen wollten sich dort nicht mehr engagieren. Stimmt das auch für die DGP?
CR: Das stimmt Gott sei Dank nicht für die DGP. Die jahrelangen Aktivitäten der DGP bei der Gewinnung und Ausbildung des akademischen Nachwuchses (Junges Forum auf den Jahrestagungen, Juniorakademie, Nachwuchsbeauftragte/r im Vorstand) hat dazu geführt, dass wir auch immer wieder junge NachwuchspathologInnen haben, die sich unglaublich in der Vorstandstätigkeit engagieren. Dies ist letztendlich ja keine Verpflichtung sondern die großartige Möglichkeit, sich selber aktiv an der Gestaltung des Faches und der eigenen Zukunft zu beteiligen. Unsere Gesellschaft bietet Plattformen zum Gedankenaustausch, zum Netzwerken, zur Profilbildung in der Forschung und damit der Karriereplanung. Dies erkennen die jungen NachwuchspathologInnen und nutzen ihre Chancen.
3. Die Pathologie ist eine dynamische Disziplin, die ständig neue Methoden und Verfahren hervorbringt, denken wir nur an die inzwischen etablierte Molekularpathologie oder an die Möglichkeiten der digitalen Pathologie. Welche Entwicklungen werden die Pathologie voraussichtlich in den nächsten fünf bis zehn Jahren prägen?
CR: Die digitale Pathologie ist ein weiter Begriff. Dieser beginnt mit der Digitalisierung eines histologischen Präparates und der Möglichkeit, diese ohne Versenden von Objektträgern mit anderen Pathologien zu teilen. Hierzu zählt auch die inzwischen etablierte aber immer noch begrenzte Anwendung digitaler Auswertemethoden in der feingeweblichen Diagnostik wie zum Beispiel die Quantifizierung von Immunfärbeergebnissen und metrische Messungen. Bereichert wird das Spektrum durch künstliche Intelligenz, die ein fester Bestandteil des Werkzeugkastens wird und ganz neue Möglichkeiten der Diagnostik erschließen wird. Dann kommen auch noch die multiparametrische Analysen und spatial transcriptomics dazu. Nimmt man das gesamte existierende und sich entwickelnde laborbasierte und computerassistierte Methodenspektrum, wird die größte Herausforderung sein, dies angesichts des Fachkräftemangels in der Pathologie abzubilden und nicht fachfremden Disziplinen zu überlassen. Die Pathologie muss weiterhin zentraler Motor und Treiber in der zell- und gewebebasierten Forschung und Diagnostik bleiben. Diese Fähigkeit hat sie in den letzten Jahren unter Beweis gestellt.
Herr Röcken, vielen Dank für das Gespräch!
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