Der Masterplan 2020 sieht Veränderungen bei der Studienstruktur und den Ausbildungsinhalten vor. Zukünftig sollen Studierende frühzeitig lernen, sich am Patienten und dessen Bedürfnissen zu orientieren. Das Studium und auch die Zulassung werden stärker auf die verschiedenen Rollen des ärztlichen Alltags ausgerichtet und entsprechende soziale und kommunikative Fähigkeiten gefördert.
Ein zweiter Schwerpunkt der Reform sieht die Aufwertung der Allgemeinmedizin vor. Alle Studierenden sollen nach der Reform im Staatsexamen in diesem Fach geprüft werden.
Als dritter wichtiger Aspekt ist in diesem Zusammenhang auch die sogenannte Landarztquote zu nennen. Verschiedene Bundesländer diskutieren, diese Quote einzuführen oder haben schon mit der Umsetzung begonnen. Zehn Prozent der Studienplätze könnten bald deutschlandweit an Bewerber gehen, die sich verpflichten, nach der Ausbildung zehn Jahre als Hausarzt auf dem Land zu arbeiten.
Bedeutung der Reform für die Lehre
Welche Bedeutung die Reform des Studiengangs für die Lehre hat, erläutert Prof. Dr. Phillipp Ströbel, Direktor des Instituts für Pathologie der Universität Göttingen und Mitglied der Expertenkommission: „Die Ausbildungsreform wird zu einer Überarbeitung und vermutlich einer Straffung der Ausbildungsinhalte und auch der Staatsexamensprüfungen führen. Im vorklinischen Studienabschnitt werden theoretische Inhalte und klinisch-praktische Aspekte noch stärker verknüpft.“
Kritisch sieht Prof. Ströbel, dass sich das Studium immer mehr auf rein prüfungsrelevante Inhalte verengt, die momentan schematisch abgefragt werden: „Dies halte ich für ein Unglück. Meines Erachtens muss zukünftig unbedingt an innovativen Prüfungsformen gearbeitet werden, um die kompetenzorientierten Ziele des Masterplans auch im Lehralltag zu verankern.“
Studierende sollen klinische Bezüge sehen
Die Notwendigkeit, dass Studierende Zusammenhänge erkennen können und wissen, warum sie etwas lernen, betont auch Prof. Dr. Christoph Brochhausen-Delius, stellvertretender Direktor und Leitender Oberarzt am Institut für Pathologie der Universität Regenburg, und ebenfalls Mitglied der Expertenkommission: „Ein Problem ist, dass die Prüfungen im Multiple-Choice-Verfahren erfolgen. Dabei geht es immer um Details. Im Unterricht wollen wir dagegen den Blick der Studierenden weiten und fordern sie auf, sich mit dem klinischen Bezug eines Befundes zu beschäftigen.“
Der Experte aus dem Fachbereich Pathologie sieht gerade in der kritischen Auseinandersetzung mit den anatomisch-pathologischen Veränderungen und den klinischen, bildgebenden und laborchemischen Untersuchungsbefunden eine elementare Aufgabe der Pathologie in der medizinischen Lehre. Prof. Brochhausen-Delius: „Damit werden die Studierenden an die Einordnung von Befunden für die Entscheidungsfindung in Diagnostik und Therapie herangeführt. Nur so kann trainiert werden, welche diagnostischen Verfahren in welcher Reihenfolge zur korrekten Diagnose führen und eine zielgerichtete Therapie ermöglichen.“
Orientierungslosigkeit vermeiden
Eine Gefahr sehen die Experten bei der Neuausrichtung des Studiums darin, dass die fachspezifischen Inhalte mehr und mehr mit Blick auf das übergreifende System von Kompetenzen aufgelöst werden. Prof. Ströbel und Prof. Brochhausen-Delius: „Letztendlich weiß dann kein Student mehr, für welches Fach er oder sie sich beruflich entscheiden soll. Was bleibt, wäre dann nur eine große Orientierungslosigkeit. Schon allein deshalb müssen die Konturen der einzelnen Disziplinen erhalten bleiben.“
Auch wenn beide Pathologen den Masterplan als Chance für Optimierungen begreifen, betonen sie die Bedeutung der Pathologie als Brückenfach zwischen den vorklinisch-theoretischen Fächern und den klinischen Fächern: „Die Pathologie hat mit ihrer Betonung auf Nomenklaturen und Systematiken eine wichtige propädeutische Funktion, die sich im Curriculum abbilden sollte.“
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